German Council Magazin 03.2018 - page 16

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GCM 3/2018
GERMAN COUNCIL . AT-TRAC-TION
University of New York und einer der weltweit
führenden Experten auf dem Feld der Masku-
linität, der Erforschung männlichen Verhal-
tens. Nicht einmal, wenn das Auto liegen
bleibt, können sich Männer noch beweisen.
Die Fahrzeuge sind durch ihre Elektronik so
komplex geworden, dass heutzutage nur der
Anruf beim Pannendienst bleibt, wo früher
ein Spritzer Kriechöl in die Verteilerkappe ge-
nügt hatte.
In seinem Buch »Angry white man: Die USA
und ihre zornigen Männer« beschreibt Kim-
mel, wie diese Identitätskrise mit dazu bei-
trägt, dass in Europa rechtspopulistische Par-
teien Zulauf erhalten und in den Vereinigten
Staaten Donald Trump in das Weiße Haus ge-
kommen ist. Manche Männer fühlten sich
durch die gesellschaftlichen Veränderungen
»gedemütigt und suchen Zuflucht am rechten
Rand«, sagt Kimmel.
Egal, ob die Theorie stimmt oder nicht: Ein
»Man Cave« wird etwaige Traumata, die ge-
sellschaftliche Veränderungen in Männern
hervorgerufen haben mögen, sicher nicht hei-
len können. Es gibt ihnen aber die Möglich-
keit, sich für einige Stunden als »Mann« zu
bei ihren Karrieren zu unterstützen. »Männer
sind getrieben, immer die Besten zu sein, in
dem, was sie gerade machen.«
Der Grund dafür liegt wieder einmal in den
vor zehntausenden von Jahren entstanden
Hirnstrukturen. Wer viel Beute in die Höhle
trägt, wer bei der Jagd besonders erfolgreich
ist, steht bei den Frauen in hohem Ansehen.
Denn diese Männer sind in der Lage, ihre Fa-
milie zu ernähren.
Um im Konkurrenzkampf um die Frauen zu
bestehen, drängt es Männer deshalb noch
heute, sich als Held zu präsentieren – und
nach Vorbildern Ausschau zu halten. Das ist
ein wesentlicher Grund, weshalb Kinofilme
mit Action-Helden regelmäßig zu Kassen-
schlagern werden. Egal, ob Errol Flynn als Ro-
bin Hood in den 1930er Jahren den Sheriff
von Nottingham besiegt, Humphrey Bogart
1942 in Casablanca gegen die Nazis kämpft,
John Wayne in den 1950er Jahren als raubei-
niger Rancher Viehdieben und Sandstürmen
trotzt oder Daniel Craig als James Bond Terro-
risten reihenweise ins Jenseits befördert – seit
die ersten Filme über die Leinwand flimmern,
stehen Kinostreifen mit Heros bei Männern
hoch im Kurs.
Ein Spritzer Kriechl reicht nicht
mehr ...
Heute noch mehr als in der Vergangenheit.
Denn es ist immer schwieriger geworden, ein
Held zu sein. Durch Globalisierung, Automati-
sierung und den Feminismus sei bei vielen
Männern in Europa und den USA das Gefühl
entstanden, dass ihre Arbeitsplätze ständig
gefährdet seien, sagt Michael Scott Kimmel,
Professor für Soziologie an der Stony Brook
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Eine Wohltat bei Shopping-Stress: »Männer-Kindergärten« mit »Spielangeboten« wie Billard beruhigen die Gemüter
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fühlen – und ihren Frauen die Chance, unge-
stört einkaufen zu können.
Ein Beitrag von
Richard Haimann,
freier Journalist
und
Susanne Osadnik,
Chefredaktion German Council Magazin
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