German Council Magazin 03.2018 - page 38


GCM 3/2018
GERMAN COUNCIL . HANDEL UND WERBUNG
entwickelt hat. Weil es 20 Prozent weniger
Ware gibt, sei das einzelne Produkt wieder viel
sichtbarer geworden.
Gastronomie im Shopping Center
Wer shoppt, braucht zwischendurch mal eine
Stärkung. So dachte man sich das früher und
entsprechend klein war der Anteil an gastrono-
mischen Betrieben in Shopping Centern. Die
Modelabels waren die eigentlichen Zugpferde –
und natürlich die klassischen Ankermieter. In-
zwischen sieht die Welt anders aus: Gastrono-
mie ist ein wichtiger Teil der Einkaufscenter ge-
worden, dessen Sogwirkung für Leben in den
Häusern zwischen Flensburg und Konstanz
sorgt. Laut EHI Shopping-Center Report liegt der
Anteil der Gastronomie an der Verkaufsfläche
inzwischen im Durchschnitt bei 20 Prozent –
noch vor wenigen Jahren waren es gerade ein-
mal sechs Prozent. »Die Handelsgastronomie in
Deutschland erwirtschaftet rund 9,3 Milliarden
Euro pro Jahr. Aktuell entfällt etwa ein Fünftel –
also circa zwei Milliarden Euro – auf Shopping
Center«, sagte Marco Atzberger, Mitglied der
Geschäftsleitung im EHI. Der Umsatz-Anteil
dürfte in den kommenden Jahren noch weiter
kaufszentren anwachsen wird. International
beträgt er schon 15 Prozent – vor zehn Jahren
waren das fünf Prozent.
Lieblingsort statt Verkaufsmaschine
Wie »Foodhalls« den Betrieb eines ganzen
Centers beeinflussen können, zeigt sich in Bu-
karest. Im Einkaufszentrum »Parklake« konzi-
pierte Sonae Sierra den Gastronomiebereich
als geselligen Treffpunkt. »Die Herausforde-
rung ist es, Angebote zu schaffen, die den gan-
zen Tag attraktiv sind«, sagt Dirk von der Ahé,
Leasing-Manager Sonae Sierra. Nahrungsauf-
nahme zur reinen Bedürfnisbefriedigung wei-
che hier einer Erlebnisgastronomie, und das
zahle sich aus: »Wir gewinnen Woche für Wo-
che in Bukarest Marktanteile von unseren Mit-
bewerbern dazu.« Und das trotz ähnlichen
Handelsbesatzes wie bei der Konkurrenz.
Sind die neuen Gastronomiekonzepte tatsäch-
lich die Retter der Shopping Center? Vielleicht.
Aber sicher nur dann, wenn man die richtigen
Konzepte an den richtigen Stellen entwickelt –
und nicht nach dem Gießkannenprinzip Gast-
ronomie über den einzelnen Center ausschüt-
tet. Sinn und Verstand seien dabei genauso er-
forderlich wie Herzblut, ist Marc Uebelherr
überzeugt. »Nur mit dem richtigen Konzept,
das auf die Mall abgestimmt ist, kann man
zum Frequenzbringer werden«, sagt der Mün-
chener Gastronom, der mit seinem »Oh Julia«
mittlerweile in Mannheim (Q6 Q7), München
(Hofstatt) und Stuttgart (Dorotheen Quartier)
vertreten ist.
›Kunden wollen wieder
angesehen und angesprochen
werden. Sie möchten auch
erleben, dass man ihnen die
Tür aufhält.‹
Marc Uebelherr,
Gastronom
Das richtige Flair und die Leidenschaft für die
Gastronomie sind für den Unternehmer neben
entsprechender Architektur Erfolgsgaranten.
Aber ohne den persönlichen Einsatz nutzt das
beste Konzept mit frisch zubereiteter italieni-
scher Küche nichts. »Ist der Mitarbeiter unzu-
frieden, funktioniert gar nichts. Deshalb darf
man nicht nur in Technik und Ausstattung in-
vestieren, sondern muss auch die Menschen
berücksichtigen«, so Uebelherr.
steigen, schätzen Experten, und bei künftigen
Neuentwicklungen vermutlich von Anfang stär-
ker ausgeprägt sein. EHI macht für die kommen-
den Jahre 29 weitere Center-Eröffnungen aus –
nachdem 2017 gar kein Center und 2016 nur
drei neue Shopping-Stätten eröffnet wurden.
›Wir entwickeln uns immer
mehr vom Bäcker zum
Snackanbieter und wachsen
stetig weiter. Aber mehr als
20 bis 30 Shops pro Jahr sind
unrealistisch.‹
Stefan Maue,
Expansionsleiter BackWerk Management GmbH
Die Gastronomie ist weltweit auf dem Vor-
marsch und hat sich ihren festen Platz im Bran-
chen-Mix erobert. Das International Council of
Shopping Centers (ICSC) geht davon aus, dass
der Bereich »Food« bis 2025 insgesamt auf ei-
nen Durchschnittswert von 20 Prozent bei Ein-
© Axel Schulten
Moderator Jascha Habeck führte wieder souverän durch das DSCF
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