German Council Magazin 03.2018 - page 37

GCM 3/2018

GERMAN COUNCIL . HANDEL UND WERBUNG
Branchen.« Wie erfolgreich eine Gemengelage
verschiedener Branchen sein kann, zeigt sich
laut Jung am Beispiel der modernen Kreuz-
fahrtschiffe, die perfekten Rund-um-Service lie-
fern. Bei den Gästen scheint das gut anzukom-
men – zumindest wächst der Anteil der Kreuz-
schifffahrer jedes Jahr. Geht es um Kundeorien-
tierung ist von Hotels und Gastronomiebetrie-
ben eine Menge zu lernen – nicht zuletzt von
einem Unternehmen wie Starbucks.
›Mit dem Deutschen
Shopping Center Forum
gelingt es uns offensichtlich,
die fachlichen Informations-
bedürfnisse unser Mitglieder
und der Branche zeitge-
mäß abzubilden.‹
Klaus Striebich,
Vorstand GCSC
Die Amerikaner inszenieren beispielsweise mit
einem »theater of manufactory« in Seattle die
gesamte Kaffee-Genusswelt. Und auch die Au-
toindustrie mischt mit: So haben sich Gucci
und Fiat vor sechs Jahren zusammengetan und
einen Cinquecento unter dem Modelabel her-
ausgebracht. Das Designermodell sorgte welt-
weit für Aufsehen. Das Motto: »Die schnellste
Handtasche der Welt«. Jung ist daher sicher:
Unterhaltung, Überraschung und Verführung
sind die Erfolgsfaktoren für den stationären
Handel der Zukunft.
Butlers Weg aus der Insolvenz
Aber wie geht Erfolg? Ohne die richtigen Kanäle
funktioniert heutzutage vieles nicht mehr. Wie
entscheidend inzwischen die Inszenierung und
Verbreitung eines Produktes über verschiedene
Kanäle geworden ist, musste der Anbieter von
Wohnaccessoires Butlers erfahren.
›Die wichtigste Komponente
ist der Kunde. Er braucht
uns nicht, wir sind eine
Spaßbranche.‹
Reinhard Blanke,
Butlers
in Antwerpen: 15 Prozent der Verkaufsfläche
wurden umgenutzt für Erlebnis und Vergnügen.
Media Markt sieht Rot
Man kann in der Filiale Käse kaufen, Kaffee trin-
ken, zum Friseur gehen und sich auf der Event-
fläche zu Produkttests verführen lassen.
›Früher hieß es:
Ich bin doch
nicht blöd
. Heute heißt es:
Habt einfach nur Spaß
.
Wir müssen den Menschen
wieder in den Mittelpunkt
rücken und auch die Renais-
sance des guten Tons und
Benehmens einläuten.‹
Markus Schwitzke,
Retail-Marketing-Experte
Alle Firmenlogos wurden entfernt – eigentlich
ein Sakrileg – dafür alle Mitarbeiter in Rot ein-
gekleidet. »Rot dominiert dort alles und wird
mit Media Markt in Verbindung gebracht«,
sagt Markus Schwitzke, der das neue Konzept
2017 meldete das Unternehmen aus Köln Insol-
venz an, entging der endgültigen Pleite aber,
weil es binnen acht Monaten 37 Filialen schloss
– und neue Gesellschafter fand, die 10 Millio-
nen Euro investierten. Butlers ging in die Vol-
len: organisierte die Zentrale um, entwickelte
neue Finanz- und Sortimentsstrukturen, baute
Altbestände ab, reduzierte die Artikelpreise und
wirbt inzwischen mit einem moderneren Er-
scheinungsbild für seine Filialen. Reinhard Blan-
ke, Geschäftsführer von Butlers, ist sicher, dass
das Weitermachen der richtige Schritt war. Er
verweist auf ein Zitat von Konrad Adenauer:
»Fallen ist weder gefährlich noch eine Schande.
Liegen zu bleiben ist beides.« Der Durchhalte-
wille scheint Früchte zu tragen: Immerhin ist
das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs
und konnte 2017 mit einem Plus von 3,4 Pro-
zent aufwarten.
Künftig will Butlers sowohl den Verkauf an Aus-
landspartner als auch seine Markenpräsenz
über verschiedene Kanäle ausbauen. Außer-
dem sollen Online-Shop und Filialen besser
verzahnt werden. Geplant sind neben einzel-
nen neuen Stores wie in Kürze in Köln auch
Pop-up-Stores in 1A- und 1B-Lagen, um die lo-
kale Präsenz zu stärken.
Wie sich der Handel in digitalen Zeiten neu er-
finden kann, zeigt das Beispiel vomMedia Markt
Klaus Striebich
© Axel Schulten
1...,27,28,29,30,31,32,33,34,35,36 38,39,40,41,42,43,44,45,46,47,...92
Powered by FlippingBook