Page 10 - German Council Magazin 02.2021
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GERMAN COUNCIL . HANDEL
© Yan – stock.adobe.com renlieferungen von mehr als 2,4 Millio-
nen Standardcontainer auf Eis gelegt
worden.
Weil Lockdowns auch über andere chi-
nesische Hafenstädte verhängt werden,
können zudem mit Rohstoffen beladene
Frachter ihre Ziele nicht erreichen. Zeit-
weise stauen sich nach Berechnungen
des IfW Instituts für Weltwirtschaft in
Kiel zwölf Prozent der globalen Han-
delsflotte vor der Küste der großen Wirt-
schaftsnation in Fernost. Erneut drohten
»diverse Lieferketten aufgrund von Chi-
nas Covid-19-Politik zusammenzubre-
chen«, sagt IfW-Projektleiter Vincent
Stamer. »Der Schaden für die Weltwirt-
schaft wäre erheblich.«
C&A schneidert in Mönchengladbach
Deutsche Einzelhändler dürften in den
Nichts geht mehr: Im riesigen Hafen von Shanghai stapeln sich die Container, die Containerschiffe ankern kommenden Wochen gezwungen sein,
derweil vor der Küste ihren Kunden erneut mitzuteilen, dass
manche in Fernost produzierten Waren
vorerst nicht lieferbar sind. Doch dies
fallen damit im Nachbarland durch das der Geschichte der Discounter«, sagt soll künftig nicht mehr geschehen. Im-
Raster. »Eine ähnliche Vorgehensweise Bergmann. Zumal dm die Masken mit mer mehr Unternehmen beginnen, die
wäre auch in Deutschland möglich und einem Stückpreis von 0,98 Cent günsti- Produktion aus Fernost nach Europa zu-
dringend notwendig, um eine dauerhaf- ger anbietet als Mitbewerber, die im rückzuholen. Inzwischen sogar die Tex-
te Produktion im Land zu halten«, sagt Ausland fertigen lassen. tilbranche. Das Bekleidungsunterneh-
Bergmann. men C&A, Betreiber von rund 1.400 Fi-
Vor weiteren Herausforderungen wird lialen in 18 europäischen Ländern,
Das haben inzwischen auch einige Lan- der Handel in den kommenden Mona- schneidert Jeans seit September vergan-
desregierungen verstanden. Die Landes- ten stehen. Der Krieg in der Ukraine genen Jahres in einer neuen Fabrik in
polizei Berlin und das Land Baden- treibt die Preise von Gas und Öl und da- Mönchengladbach.
Württemberg haben in ihren Vergabe- mit die Inflation in die Höhe. China hat,
richtlinien neben dem Preis auch die Stand 21. April, 45 Millionenstädte un- Die Produktion ist zwar teurer als in
CO -Emissionen bei Fertigung und ter Quarantäne gestellt, um die Ausbrei- Fernost. Dafür drohen jedoch keine Eng-
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Transport der Masken zum Kriterium tung der Omikron-Variante des Sars- pässe in den Lieferketten mehr. Und: Die
gemacht. »Seither gehen die Aufträge CoV-2-Virus zu stoppen – und damit er- Fertigung hierzulande ist deutlich nach-
dort an Unternehmen, die in Deutsch- neut Lieferketten zerrissen. haltiger. Statt der in Asien üblichen 50 bis
land produzieren«, sagt der Verbands- 60 Liter Wasser pro Herstellung einer
sprecher. In den betroffenen Ballungsräumen müs- Denimhose werden hier nur zehn Liter
sen Automobil-, Handy-, Kamera-, Tex- benötigt. Hinzu kommen geringere
In Shanghai stapeln sich tilfabriken und deren Zulieferer zum Teil Transportkosten und ein entsprechend
2,4 Millionen Container über mehrere Wochen die Produktion verminderter CO -Ausstoß. »Nachhaltig-
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einstellen. Mit der 15 Millionen Einwoh- keit«, sagt Aleix Busquets Gonzalez, Di-
Auf Mundnasenschutz aus hiesiger Fer- ner zählenden Metropole Shanghai wird rector of Global Sustainability bei C&A,
tigung setzt auch die Drogeriemarktket- im April zudem der größte Hafen der wolle das Unternehmen für sich »zur
te dm. Für ihre in Deutschland, Öster- Welt mehr als 20 Tage lang stillgelegt. neuen Normalität machen«.
reich und der Schweiz vertriebene Eigen- 43,3 Millionen Standardcontainer wur-
marke Mivolis lässt sie FFP2-Masken den vor der Pandemie pro Jahr am Jangt-
hierzulande produzieren – mit Filterma- sekiang-Delta umgeschlagen – 118.630 Ein Beitrag von
terial, das ebenfalls in Deutschland her- Stück pro Tag. Durch den Lockdown Richard Haimann,
gestellt wird. »Das ist ein Meilenstein in sind damit allein in Shanghai derzeit Wa- freier Wirtschaftsjournalist
8 Shopping Places* Magazine 2 / 2022