Page 8 - German Council Magazin 02.2021
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          Flächenumsatzes im ersten Quartal ent-  und Görlitz zu schaffen. »Mit ihren   fast ausschließlich an dortige Hersteller
          fielen auf Mietabschlüsse über mehr als   4.641 Mitarbeitenden können die Her-  gegangenen, weil  allein der Preis das
          1.000 Quadratmeter«, sagt Wichner.   steller in Deutschland derzeit pro Woche   entscheidende  Vergabekriterium  war«,
          Modehändler hätten sich auf der Kos-  29,3 Millionen FFP2-Masken und 50,05   sagt Bergmann. Die Bundesregierung
          tenseite neu aufgestellt. »Jetzt muss sich   Millionen OP-Masken produzieren«,   habe damit ihr millionenschweres För-
          das Konzept auf der Einnahmenseite be-  sagt Stefan Bergmann, Sprecher des im   derprogramm quasi obsolet gemacht.
          weisen, damit die Rechnung aufgeht«,   Mai 2020 gegründeten Maskenverbands
          erklärt Wichner.                  Deutschland. Dazu beigetragen hat auch   Meilenstein in der Geschichte der
                                            ein 90 Millionen Euro schweres Förder-  Discounter
          Dass Handelsunternehmen Herausfor-  programm der Bundesregierung. »30
          derungen stemmen können, haben sie in   Prozent der für den Kauf der nötigen Ma-  In China könnten OP-Masken pro Stück
          den vergangenen beiden Jahren mehr-  schinen anfallenden Investitionen wur-  für 1,5 Cent und FFP2-Masken für 12,5
          fach unter Beweis gestellt haben. Zu Be-  den vom Bundeswirtschaftsministerium   Cent  gefertigt werden. »In Deutschland
          ginn der Covid-19-Pandemie deckten   übernommen«, sagt Bergmann. »70 Pro-  kostet die Produktion einer OP-Maske
          sich Kunden mit Macht mit Klo- und   zent des Betrags haben die Unternehmen   hingegen sechs Cent und einer FFP2-Mas-
          Küchenpapier ein. Die Hamsterkäufe   aus eigenen Mitteln und über Kredite ge-  ke 25 Cent«, sagt Bergmann. »Wenn der
          wiederholen sich mit Beginn des Ukrai-  stemmt.«                    Preis das einzige Kriterium ist, kann die
          ne-Kriegs. Nun stehen Nudeln und Son-                               hiesige Produktion mit der Fertigung  in
          nenblumenöl auf den Einkaufszetteln.   Dennoch ist das Förderprogramm zum   Fernost nicht mithalten.«
          Denn der Nudelrohstoff Weizen und   Flop geraten. Denn Berlin hat es ver-
          Sonnenblumen  zählen  zu  den  großen   säumt, das Vergaberecht so anzupassen,   Andere europäische Staaten hingegen
          Exportprodukten in dem von Russland   dass Masken Made in Germany beim   achten darauf, die heimische Produktion
          angegriffenen Agrarland am Schwarzen   Einkauf von öffentlicher  Hand und  im   für den Fall einer neuen Pandemie dau-
          Meer.  Mit  rationierten  Abgaben  und   Gesundheitswesen bevorzugt werden.   erhaft zu schützen. In Frankreich bei-
          Nachbestellungen gelingt es den Ge-  95 Prozent der in Deutschland neu ge-  spielsweise hat das Gesundheitsministe-
          schäften jedesmal das Angebot für alle   schaffenen Produktionskapazitäten wä-  rium alle nachgeordneten Behörden und
          Kunden stabil zu halten. »Es droht kei-  ren im vergangenen Jahr zeitweise nicht   Departments verpflichtet, den Preis bei
          ne flächendeckende Unterversorgung   genutzt worden, weil es keine Aufträge   einer Vergabe nur zu 25 Prozent zu wer-
          bei bestimmten Produkten«, sagt Chris-  gab. »Nachdem die gerissenen Lieferket-  ten, dagegen Lieferketten, umweltbezo-
          tian  Böttcher, Leiter  Politik und  Kom-  ten aus Fernost wieder instand gesetzt   gene und soziale Aspekte sowie Qualität
          munikation beim BVLH Bundesver-   waren, sind öffentliche Großaufträge   mit 75 Prozent. Asiatische Lieferanten
          band des Deutschen Lebensmittelhan-
          dels. Allein Hamsterkäufe könnten zu
          einer künstlich geschaffenen Verknap-
          pung führen. »Waren sollten nur in
          haushaltsüblichen Mengen erworben
          werden«, sagt Böttcher.

          Masken-Förderprogramm ist ein Flop                                                                  © Blue Planet Studio – stock.adobe.com

          Wie effizient deutsche Unternehmen Her-
          ausforderungen bewältigen können, zeigt
          auch das Beispiel der FFP2-Masken. Als
          die Pandemie im Frühjahr 2020 ihre volle
          Wucht entfaltete, wurden Mundnasen-
          Bedeckungen zum Schutz vor Virusinfek-
          tionen fast ausschließlich in Fernost pro-
          duziert. Dort  aber wurden die Masken
          damals selbst in großer Stückzahl für
          Ärzte und Pflegekräfte benötigt. Der Ex-
          port nach Europa kam zeitweise fast zum
          erliegen.

          Doch binnen weniger Monate gelang es   Ein nachträglicher Flop durch gravierende Fehler beim Vergaberecht: Dank dem großen Engagement und der
          hiesigen Unternehmen, gewaltige Pro-  Investitionsbereitschaft der deutschen Unternehmer sowie einem 90 Millionen Euro schweren Förderprogramm
          duktionskapazitäten  zwischen  Aachen   der Bundesregierung konnte 2020 die hohe Nachfrage an FFP2- und OP-Masken gedeckt werden



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