Page 7 - German Council Magazin 02.2021
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 GERMAN COUNCIL . HANDEL




            decken. Und: Jüngste Studien zeigen zu-
            dem, dass Unternehmen trotz der unsi-
            cher gewordenen Konjunkturlage wei-
            terhin bereit sind, ihre Aktivitäten aus-                                                           © onlyyouqj – stock.adobe.com
            zubauen.

            Der stationäre Modehandel
            ist zurück

            Bestes Beispiel dafür ist die Textilbran-
            che. Nach einer Untersuchung des Kre-
            ditversichers Allianz Trade, früher Euler
            Hermes, trübt der Krieg in der Ukraine
            die Aussichten für die Branche merklich
            ein. »Das Vertrauen der europäischen
            Verbraucher hat einen deutliche Dämp-
            fer erlitten«, sagt Aurélien Duthoit,
            Branchenexperte bei Allianz Trade.
            Rund 4,85 Milliarden Euro an Konsum-
            ausgaben für Mode könnten 2022 in Eu-
            ropa verloren gehen. Besonders hart
            dürfte  es  dabei  den  Mode-Einzelhandel
            in Italien mit einem Minus von 1,45 Mil-  Der stationäre Modehandel ist zurück
            liarden Euro und in Deutschland mit ei-
            nem Umsatzeinbruch von 1,12 Milliar-
            den Euro treffen. »Da könnte Modehan-  handel bleibt damit auch in den kom-  Head of Retail Leasing bei JLL. Vor al-
            del außer Mode kommen«, sagt Duthoit.   menden zwei Jahren hoch.«   lem Bekleidungshäuser und Young-Fa-
                                                                                shion-Anbieter hätten mit einem Anteil
            Neben diesen Negativeffekten beim   Doch Risiken und Unsicherheit halten   von  41  Prozent  am  Anmietungsgesche-
            Umsatzwachstum müssten die Einzel-  die  Branchenunternehmen  nicht  davon   hen signifikant expandiert. »Im Schnitt
            händler zusätzlich mit anhaltend hohen   ab, neue Standorte zu eröffnen, wie   hatte die Textilbranche in den vergange-
            Rohstoffpreisen ringen, die die Brutto-  jüngste Daten der Immobilienberatungs-  nen fünf Jahren nur 26 Prozent Anteil
            margen noch weiter unter Druck brin-  gesellschaft JLL zeigen. Danach haben   am Flächenumsatz erreicht und dabei
            gen. »Das ist nach mehr als zwei Jahren   Einzelhändler im ersten Quartal dieses   die angestammte Spitzenposition mehr-
            Pandemie mit mehreren Lockdowns   Jahres 109.000 Quadratmeter an La-  mals an die Gastronomie-Sparte abge-
            und den altbekannten strukturellen Pro-  denflächen angemietet. »Damit wurde   ben müssen«, sagt Wichner.
            blemen für viele Unternehmen ein sehr   das durch den Lockdown gehemmte
            schwieriges Pflaster«, sagt der Experte.   Vorjahresquartal um mehr als zehn Pro-  Sonnenblumenöl statt Klopapier
            »Das Insolvenzrisiko im textilen Einzel-  zent übertroffen«, sagt Dirk Wichner,
                                                                                Dass die Textilisten im Jahresauftakt-
                                                                                quartal bei der Flächenanmietung deut-
                                                                                lich zugelegt haben, liege auch daran,
                                                                                dass sich viele Branchvertreter in der
                                                                                Corona-Krise neu aufgestellt haben.
                                                                                »Der Modehandel ist wieder deutlich
                                                                                agiler, weil viele das staatliche Schutz-
                                                                                schirmverfahren der Pandemiephase ge-
                                                                                nutzt haben, um ihr Portfolio aufzuräu-
                                                                                men«, sagt der Experte. »Entsprechend
                                                                                wurden weniger lukrative Standorte
                                                                                aussortiert  und  der  Fokus  ist  nun  auf
                                                                                gut sichtbare Läden in zentralen Lagen
                                                                                gerichtet.« Auffällig sei zudem, dass die
                                                                                Firmen nun bevorzugt größere Flächen
                                                                                anmieten, um die Mietkosten pro Quad-
            Hamsterkäufe wiederholen sich mit Beginn des Ukraine-Kriegs         ratmeter zu senken. »Drei Viertel des



                                                                                         Shopping Places* Magazine 2 / 2022  5
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