Page 18 - German Council Magazin 01.2019
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GERMAN COUNCIL . TRENDS
Faire Bananen, Die Banane steht wie keine andere Frucht für
Ausbeutung von Ressourcen, schlechte Ar-
glückliche Schweine beitsbedingungen vor Ort und internationa-
len Preiskampf. Wer die Banane nachhaltig,
fair und ökologisch unbedenklich anbauen
und verkaufen lässt, sammelt Pluspunkte.
Bio ist in. Bio ist korrekt. Bio ist gut – für die Umwelt, für die Denn längst beherrschen nicht mehr nur
Tiere, für das eigene Gewissen – und erst recht fürs Geschäft. Preise die hart umkämpften Lebensmittel-
Denn Bio-Produkte gibt es längst nicht mehr nur auf den Höfen märkte: Angesichts der Fülle an Waren und
Anbietern spielen öffentliche Wahrnehmung
von Demeter, Bioland & Co zu kaufen, sondern in fast jedem und Image entscheidende Rollen. Dazu
Lebensmittelgeschäft. Die Discounter sind mit eingestiegen in passt auch der stetig wachsende Anteil an
den Handel mit Bio-Waren und kämpfen um lukrative Bio-Produkten in Geschäften, in denen man
sie noch vor zehn Jahren niemals gefunden
Marktanteile hätte. Bio ist selbst bei Discountern ein Ver-
kaufsschlager geworden – wenn sich der
Marktanteil am Gesamtumsatz auch noch in
Grenzen hält. 2017 lag der Bio-Umsatz
Wer hätte gedacht, dass man sich in diesem Preispolitik« zu betreiben. Das schmeckte deutschlandweit zwar schon bei gut 10 Milli-
Land noch jemals um Bananen streiten wür- der Konkurrenz wenig; vor allem der An- arden Euro – eine Steigerung von knapp 6
de? Doch seit Kurzem beharken sich die Le- spruch Lidls auf die Führungsrolle im Bio-Zir- Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig
bensmittelhändler Lidl und Edeka, wer von kus sorgte für Missmut. So verwies bei- machen Bio-Produkte aber lediglich 5 Pro-
beiden behaupten darf, der Pionier im Ver- spielsweise Edeka prompt darauf, schon seit zent des gesamten Lebensmittelumsatzes
trieb von Bio-Bananen zu sein. Anlässlich der 2017 gemeinsam mit World Wild Fund aus (2016). Aber: Nur 29 Prozent des Ge-
Branchenveranstaltung »Grüne Woche« in (WWF) den Bananenanbau umwelt- und sozi- samtumsatzes werden in Naturkostfachge-
Berlin – ein absolutes Muss für alle Lebens- alverträglicher zu gestalten. Dazu habe man schäften erzielt, 12 Prozent auf Wochen-
mittelhändler in Deutschland – proklamierte mit Farmen in Kolumbien und Ecuador Ver- märkten, Hofläden oder in Metzgereien. Fast
der Discounter Lidl für sich: »Nach der Um- träge geschlossen, die sich strengen Aufla- 60 Prozent werden hingegen bereits im Le-
stellung sind wir der erste Lebensmittelhänd- gen unterwerfen und beispielsweise auf den bensmitteleinzelhandel erwirtschaftet, teilte
ler in Deutschland, der ausschließlich Fair- Einsatz von Pflanzenschutzmittel verzichten. der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft
Trade-Bananen anbietet.« Im selben Atem- Das Ergebnis: Binnen zwei Jahren sei der (BÖLW) kürzlich mit.
zug forderte das Unternehmen seine Wettbe- Pestizideinsatz um ein Drittel gesenkt wor-
werber auf, künftig dem eigenen guten Bei- den, alle Beschäftigen seien sozialversichert Nur Briten sind bei Lebensmitteln
spiel zu folgen und eine »verantwortliche beschäftigt, Kinderarbeit gäbe es keine. geiziger als Deutsche
So wundert es kaum, dass sich alle Lebens-
mittelhändler mächtig ins Zeug legen, um
ganz vorne mitzuspielen. Über Preise wird
© IsaacFryxelius – pixabay.com Preis eines Produktes ein entscheidendes
dabei nicht geredet. Für gewöhnlich ist der
Kriterium für die Deutschen, die so wenig
wie kaum ein anderes Land für Lebensmittel
ausgeben. Laut einer Untersuchung des Fi-
nanzportals Vexcash gibt der deutsche Mi-
chel gerade 10,3 Prozent seines Einkom-
mens für Lebensmittel aus. Nur die Briten
sind mit gut 8 Prozent noch geiziger. Zum
Vergleich: Den Kroaten ist Nahrung mit ei-
nem gut 30-prozentigen Anteil am monatli-
chen Budget dreimal so viel wert. Und in Ni-
geria gibt man sogar mehr als die Hälfte sei-
nes Einkommens für Essen aus.
Geht es um biologisch erzeugte Waren, sind
hingegen immer mehr Deutsche bereit, mehr
auszugeben. Über Supermärkte und Dis-
Zankapfel »Banane«: Der Lebensmittelhandel streitet um das »fairste« Obst counter lässt sich eine stetig wachsende
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