German Council Magazin 03.2018 - page 62

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GCM 3/2018
GERMAN COUNCIL . HANDEL UND WERBUNG
SHOPPEN AUF ALLEN KANÄLEN
Der Kunde von heute ist anspruchsvoll. Er will online bestellte Ware, die nicht gefällt, im
nächsten stationären Laden umtauschen. Er möchte abends im Internet recherchieren, in
welchem Shop er am nächsten Morgen ein Produkt kaufen kann. Und er wünscht sich, seine
Einkäufe nach den offiziellen Öffnungszeiten abholen zu können – so das Ergebnis einer
aktuellen Studie, das Shopping Center vor neue Herausforderungen stellt. Denn viele
Einzelhändler sind noch weit entfernt von der Vernetzung zwischen virtueller und realer Welt
Bezogen auf die Verkaufsfläche gehört das
Hamburger Alster-Einkaufszentrum (AEZ) mit zu
den größten Shopping-Tempeln hierzulande:
240 Shops, mehr als 36.000 Besucher täglich,
ein Einzugsgebiet von gut 800.000 Menschen.
Vor allem in der Mittagszeit ist dort richtig was
los. Auch Alexander Otto kommt dann rüber,
um im »Balducci« oder im »Blockhaus« zu es-
sen oder schnell mal beim Bäcker etwas »auf
die Faust« zu kaufen. Otto ist seit 18 Jahren
Chef der ECE-Gruppe, die Einkaufscenter in
ganz Europa entwickelt und betreibt. Er sitzt in
Handel hängen«, sagt ECE-Chef Otto. Der statio-
näre Handel kämpft gegen sinkende Umsätze,
Laden-Leerstand und immer weniger Kunden in
den Geschäften. Verändertes Konsumverhalten,
steigende Käuferansprüche und nicht zuletzt
der Online-Handel machen auch den Shopping
Centern zunehmend das Leben schwer.
Längst ist klar, dass der Handel nicht länger
ignorieren kann, dass virtuelle und reale Welt
zusammengehören, und man den Online-
Handel mit an Bord nehmen muss. So weit die
Theorie. In der Praxis tun sich die meisten Ein-
zelhändler noch schwer mit der sogenannten
Omnichannel-Vermarktung, weiß Gerrit Egg,
Geschäftsführer der Wisag Facility Mange-
ment Holding: »Die gesamte Branche ist in
zwar in Bewegung, aber noch in sehr unter-
schiedlichen Entwicklungsstadien. Einige
Händler haben schon viel erreicht, was die
Vernetzung von online und offline angeht;
andere hinken noch hinterher.« Das ergab
auch die aktuelle Untersuchung »Omnichan-
nel Readiness Studie & Index (Orix)« der
Wisag in Zusammenarbeit mit Statista, einem
Online-Portal für Statistiken. Die Veröffentli-
chung liegt der Süddeutschen Zeitung schon
vor der offiziellen vor.
Sogenannte Omnichannel-Strategien sollen
die Antwort auf verändertes Informations- und
Kaufverhalten von Kunden sein, die künftig ka-
nalübergreifend und ganzheitlich angespro-
chen werden sollen: online und offline sowie
seinem grauen Gebäude direkt gegenüber vom
Eingang des AEZ und kann sich jeden Tag davon
überzeugen, wie gut sein Center ankommt.
Hier oben in Poppenbüttel, ganz im Norden
Hamburgs, ist sonst ziemlich tote Hose in Sa-
chen Einkauf und Vergnügen. Da wirkt das ECE-
Center noch wie ein Magnet. Aber das ist längst
nicht mehr überall so: »Die Konjunktur in
Deutschland ist eigentlich stark, und der Einzel-
handelsumsatz wächst. Bedauerlicherweise
bleibt aber extrem wenig davon im stationären
© Toni Momtschew– ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG
Online-Handel inZahlen
39,6 Milliarden Euro haben die 1.000 umsatz-
stärksten Online-Shops in Deutschland 2016 er-
wirtschaftet, 4,1 Milliarden Euro mehr als im
Vorjahr. Der Löwenanteil des Gesamtumsatzes
entfällt mit 15,7 Milliarden Euro auf die zehn
stärksten Anbieter. Die 90 Shops hinter den Top 10
kommen insgesamt auf 11,8 Milliarden Euro. Die
Shops der Plätze 101 bis 500 kommen gemeinsam
noch auf 8,3 Milliarden Euro. Für die kleinen Shops
wird es laut EHI immer enger im hart umkämpften
Markt um den Kunden. So erreichten die Plätze
501 bis 1.000 bereits im zweiten Jahr in Folge
weniger Umsatz als im Vorjahr (4,0 Milliarden
Euro) und generierten gemeinsam nur noch 3,8
Milliarden Euro.
Alstertal-Einkaufszentrum Hamburg
1...,52,53,54,55,56,57,58,59,60,61 63,64,65,66,67,68,69,70,71,72,...92
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