Page 8 - German Council Magazin 05.2021
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GERMAN COUNCIL . PERSPEKTIVEN
wird. Aber eigentlich möchten wir nur gute Bedingungen
für die freie Wirtschaft. Und das heißt: Keine Einschrän-
kungen ohne Not, klare Aussagen, schnelles und effekti-
ves Handeln.“ © davit85 – stock.adobe.com
BLOSS KLEINE EXTRAPORTION!
Keine Frage: Schön ins Restaurant zu gehen – ob als ent-
spannte Krönung des Shopping-Bummels oder als abend-
liches Vergnügen – ist für viele Menschen ein Highlight,
gerade nach den Entbehrungen in der Corona-Zeit.
Reicht das, um der Gastronomie Hoffnung zu geben? Der
Teufel steckt wie immer im Detail. „Die Leute haben Viele Gäste verzichten zurzeit auf Extras
zwar Lust aufs Restaurant, doch der Durchschnittsbon
wird nicht höher“, meint Kerstin Rapp-Schwan. „Und
das mittlere Segment ist am stärksten betroffen. Hoch-
preisige Locations suchen Leute auf, die ohnehin viel
Geld haben. Die Klientel, die sparen muss, geht zurzeit
eher in Billig-Restaurants.“ Patrick Rüther bekräftigt das. Glas Weinschorle statt einer ganzen Flasche, lassen den
„Gäste verzichten zurzeit auf Vorspeisen, bestellen ein Kaffee weg und das Dessert. Bloß keine Extraportion!
Das macht sich in der Kasse bemerkbar.“
Die Ketten der Systemgastronomie haben’s vordergründig
erst einmal leichter, werden von den Mutterkonzernen
© Philipp Rathmer nungen lassen sich leichter einhalten, und auch die Frage
bezuschusst. Bau-, Hygiene- und Arbeitsschutzverord-
der Nachfolge ist kein Thema. Und dennoch: „Ein starker
Individualgastronom, der in der Nachbarschaft fest ver-
ankert ist, steht auch in Krisenzeiten gut da“, betont Pa-
trick Rüther.
VORSICHT VOR DER PREISSPIRALE
Was können Gastronomen, die jetzt um ihre Existenz
bangen, dem drohenden Aus entgegensetzen? „Zunächst
einmal die Karte anpassen – wenn nötig, auch entgegen
dem ursprünglichen Konzept. An der Marke als Gastge-
ber zu feilen, ist derzeit wichtiger als eine Riesen-Speise-
karte“, schlägt Kerstin Rapp-Schwan vor. Die gebürtige
Patrick Rüther Hamburgerin weiß, wovon sie redet, hat sie doch durch
ihre vier Schwan-Restaurants sowie das Beethoven in
Düsseldorf und Neuss jede Menge Expertise. „Natür-
ÜBER TELLERRAND CONSULTING lich“, schränkt sie ein, „wenn wir nicht langfristig planen
können, sondern stets nur kurzfristig reagieren müssen,
Seit der Gründung 2012 steht das Beratungsunterneh- bleibt die Kreativität auf der Strecke.“
men für den Blick über das Vertraute hinaus, für neu Ideen
und Teamwork – von der Kreation über die Strategie bis Die Kristallkugel habe die tellerrand consulting auch
hin zu operativen Abläufen, egal, ob klassisches Restau- nicht im Keller, lachen die Beiden. Aber so viel können sie
rant, Foodmall, Eckkneipe, Luxushotel oder bei der Quar- den Gastronomen landauf, landab trotzdem raten: „Bloß
tiersentwicklung. nicht die Pressspirale nach unten mitmachen! Sondern
Info: www.tellerrand-consulting.com zur Kalkulation stehen und stattdessen mit Wertigkeit
6 SHOPPING PLACES* MAGAZINE 5 / 2022